Derzeit sind wir wohl alle weit davon entfernt, gemütlich durch Boutiquen zu schlendern. Doch es wird eine Zeit nach dem Sturm geben und wenn es soweit ist, ist es hilfreich zu wissen, worauf man sich freuen kann: Wir empfehlen einen Ausflug in den nächsten Celine Store.
Über die letzten Monate verpasste niemand geringeres als Kreativdirektor Hedi Slimane höchstpersönlich bereits 15 Celine Stores weltweit ein neues Gesicht. Der Designer, der in der Vergangenheit eher für seine Kooperationen mit Musikern bekannt war, rückt nun die Moderne Kunst in den Fokus und stattete seine Stores mit speziell ausgesuchten Kunstwerken und neuem Interieur aus. Für das „Art Project“ erstand Slimane gleich 42 Kunstwerke, die teilweise eingekauft, teilweise in Auftrag gegeben wurden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Skulpturen von jungen Künstlern, aber auch solchen, die bereits eine steile Karriere hingelegt haben.
Nun werden einige, völlig zu Recht, sagen: Kunst in ein Modegeschäft zu integrieren? Das ist nun wirklich nichts Neues! Was unterscheidet also Celines Kunstprojekt von – sagen wir – Louis Vuittons Flagship Store in Florenz gefüllt mit Werken von Osvaldo Medici del Vascello und Massimo Listri? Abgesehen vom Umfang des Projektes, das nicht nur einen, sondern gleich 15 Stores umfasst, ist die Antwort einfach: Hedi Slimane. Um das Projekt besser greifen zu können, kommt man nicht umher, sich kurz mit dem Kreativdirektor selbst auseinanderzusetzen.
Was bei Hedi Slimanes erfolgreicher Karriere als Modedesigner schnell vergessen wird, ist, dass er mit seiner Fotografie selbst als Künstler gefeiert wird. Seine Fotografien waren bereits in zahlreichen Ausstellungen, beispielsweise im MOCA in Los Angeles oder dem MoMA in New York, zu sehen. Er fotografierte für Titel wie die französische Vogue oder Purple, ganz zu schweigen von seinen erfolgreichen Werbekampagnen für Saint Laurent und Celine. Ende der 80er Jahre studierte Slimane Kunstgeschichte an der École du Louvre und ließ sich schon immer stark von pop-kulturellen Szenen beeinflussen. Obwohl seine Ästhetik einen großen Wiedererkennungswert hat – lean, sharp und rock’n’roll – hatte Slimane immer auch ein offenes Auge für andere Künstler und Stile. Slimane ist Kunstsammler, der sich weniger für Marktwerte interessiert. Regelmäßig dreht er seine Runden auf Kunstmessen und besucht nicht selten Galerien in New York oder Los Angeles. Wer also, wenn nicht er selbst, wäre besser geeignet für die Umsetzung seines Art Projects?
Der Fokus der Kunstwerke liegt auf post-minimalistischen Werken. Das Projekt umschließt 33 Maler und Bildhauer von Newcomern, wie Shawn Kuruneru, bis zu bekannten Namen wie Theaster Gates. Viele der Arbeiten, die Slimane in Auftrag gegeben hat, sind etwas grober und fast schon architektonisch und stehen im Kontrast zu der feinen luxuriösen Kleidung. Obwohl alle Läden diese spezielle Slimane-Ästhetik gemeinsam haben, sind sie doch individuell. Bei der Gestaltung schenkte der Designer der jeweiligen Location viel Aufmerksamkeit und nahm Bezug auf die Geschichte des Gebäudes. Er selbst bestimmte, welches Kunstwerk wo hängen soll und gab jedem einzelnen Möbelstück seinen Platz. Er integrierte vor allem Vintage-Stücke, sowie aber auch schlichte, moderne Stühle, die er selbst designt hat. Das „Art Project“ spiegelt vor allem die Ikonografie Slimanes wider, behält dabei aber auch den Pariser Neoklassizismus Celines bei.
Während Slimane für Saint Laurent eher modernistische und monumentale Stores gestaltet hat, wollte er für Celine eher etwas Intimeres. Der Einsatz von Edelstahl und schwarzem Granit wirkt zunächst zwar etwas brutal, wird aber aufgefangen von cremefarbenen Wänden und Holz. Es gibt Stühle zum Sitzen, Bücher zum Lesen, Leute zum Unterhalten, Musik und eben Kunst. Wie der Aufwand verraten lässt, sind die Geschäfte nicht nur als Orte gedacht, an denen man Kleidung kaufen kann, sondern auch als Salons, mit kulturellem Angebot, in denen man einfach abhängt. Ziel ist es, neue Talente zu entdecken und eine Gemeinschaft zu kreieren, die ähnliche Einstellungen und einen gemeinsamen Sinn für Ästhetik teilt. Wo Musik, Design, Kunst und Mode alle ihre eigene Sichtweise auf die Welt ausdrücken können.
Über die nächsten Monate sollen noch zahlreiche weitere Stores umgestaltet werden. Hier eine Liste der bisher vollendeten Geschäfte und wessen Werke in ihnen zu sehen sind:
PARIS FRANCOIS 1ER
DAVID ADAMO
RINDON JOHNSON
PARIS MONTAIGNE
DAVID ADAMO
SHAWN KURUNERU
DAVID NASH LOS
DAVINA SEMO
PARIS BON MARCHÉ
DAVID ADAMO
PARIS DUPHOT
KATINKA BOCK
GEORGIA DICKIE
HU XIAOYUAN
PARIS GRENELLE
THEASTER GATES
SHAWN KURUNERU
OSCAR TUAZON
PARIS PARFUM ST HONORÉ
LUISA GARDINI
ROCHELLE GOLDBERG
CAMILLA REYMAN
SØREN SEJR
MILAN SANTO SPIRITO
LUKAS GERONIMAS
MARIE LUND
LONDON MOUNT STREET
LUCAS GERONIMAS
TIRIL HASSELKNIPPE
DAVID JABLONOWSKI
FAYRAY
LONDON BOND STREET
ELI PING
NEW YORK MADISON
JAMES BALMFORTH
JOSE DAVILA
YORK SOHO
CHARLES HARLAN NEW
ARTUR LESCHER
LUCAS MONTERASTELLI
VIRGINIA OVERTON
ANGELES RODEO DRIVE
DAVID NASH LOS
VIRGINIA OVERTON
MELBOURNE COLLINS STREET
FAY RAY
LEUNORA SALIHU
BEIJING CHINA WORLD
PALOMA BOSQUÊ
KIRA FREIJE
PAUL GEES
MA QIUSHA
FAY RAY
EM ROONEY
TOKYO OMOTESANDO
ELAINE CAMERON-WEIR
Bilder: Celine PR
Text: Ann-Kathrin Lietz